Du fühlst dich gerade, als hättest du als Mutter versagt, weil du dein Baby nicht stillen willst oder kannst? Egal was die Gründe dafür sein mögen, warum du nicht stillst. Sei es, weil du diese Entscheidung bereits bewusst in der Schwangerschaft getroffen hast oder du die anfänglichen Stillprobleme nicht überwinden konntest, es sind deine Gründe und sie gehen niemanden etwas an. Niemand sollte sich wie eine schlechte Mutter fühlen oder gar vor anderen rechtfertigen müssen, wenn sie ihr Baby nicht stillt.
Mütter, die ihr Baby nicht stillen können oder wollen
Es gibt so viele individuelle Gründe für das nicht stillen wollen oder nicht stillen können: medizinische Gründe, psychische oder ganz persönliche Gründe und alle haben sie ihre Berechtigung.
Auch wenn der Gegenüber nur unbedarft fragt “Ach, hat es mit dem Stillen nicht geklappt?” oder Aussagen wie “Stillen ist aber das Beste für das Kind”. Frischgebackene Mütter bekommen da schnell das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Manche fühlen sich, als hätten sie versagt, wenn sie als einzige nicht-stillende Mama im Baby-Kurs sitzen. Oder haben das Gefühl ihrem Kind nicht alles geben zu können. Gerade in einer sensiblen Phase als frischgebackene Mama, in der alles neu ist, lassen wir uns Mütter schnell verunsichern. Ungefragt Ratschläge sind da wenig hilfreich.
Eine Mutter die aufgrund von Medikamenten nicht stillen kann, tut alles für ihr Kind, weil sie auch an sich denkt. Weil das Kind eine Mutter braucht, die auf sich acht gibt, um gesund zu bleiben. Eine Mutter, die trotz vieler Stillversuche irgendwann unter Tränen aufgibt, hat nicht versagt. Sie hat entschieden, dass es auch für ihr Baby wichtig ist, dass die Mutter gesund ist. Dass sie genug Energie braucht, um täglich ihr Bestmögliches zu geben.
Mehr Akzeptanz, weniger Rechtfertigungen für Stillen und Fläschchen geben
Ich wünsche mir für Mütter mehr Akzeptanz und weniger Rechtfertigungen. Heute weiß (hoffentlich) jeder wie wichtig und gesund die Muttermilch für das Baby ist. Sie ist die gesündeste Nahrung für ein Baby und hat gesundheitliche Vorteile, zudem ist Stillen praktisch und hygienisch. Einer nicht stillenden Mutter noch zu vermitteln, dass Stillen doch aber das Beste für ihr Baby sei, kann wie ein Vorwurf klingen. Auch wenn es manchmal unbedarft daher gesagt ist. Die wahren Gründe können sehr persönlich sein und meist haben diese Mütter diesen Schritt sehr wohl gut überlegt.
Natürlich sollte jede Mutter, die stillen möchte, alle Unterstützung erfahren, die sie benötigt. Und ja, leider ist dies heute immer noch nicht überall der Fall und hier muss noch einiges getan werden. Und keine Mutter sollte aus dem Restaurant gebeten werden, wenn sie ihr Baby stillt. Oder sich dumme Sprüche anhören müssen, dass sie ihr zwei Jahre altes Kind aber doch langsam mal abstillen sollte.
Genauso wenig sollte sich aber meiner Meinung nach eine Mutter, die ihrem Baby die Trinkflasche gibt, rechtfertigen müssen. Niemand sollte dieser Mutter das Gefühl vermitteln, dass sie ein schlechte Mutter sei, dass sie nicht alles für ihr Baby tue oder dass sie dadurch eine schlechte Bindung zu ihrem Kind bekomme.
Bedürfnisorientiertes Fläschchen geben: Geht das?
Zum Glück ist die Forschung heute viel weiter und Empfehlungen wie es sie noch in meiner Kindheit gab, das Fläschchen nach Uhrzeit zu geben, gibt es nicht mehr. Ich habe meiner Tochter immer nach Bedarf die Babyflasche gegeben, wenn sie danach verlangt hat. Die Pre-Milch kann jederzeit nach Bedarf gegeben werden. Die Dauer und Häufigkeit bestimmt allein das Baby.
Zum Einschlafen bekam meine Tochter immer ein Fläschchen. In meinen Armen oder in den Armen meines Mannes ist sie dabei wohlbehütet eingeschlafen. Für stillende Mütter ist es das “Einschlafstillen”, für uns eben das Fläschchen geben? Ich habe meiner Tochter beim Fläschchen geben immer ein Gute-Nacht Lied vorgesungen, sie im Arm gehalten und sie in den Schlaf begleitet.
Auch Fläschchen geben kann Nähe und Geborgenheit vermitteln
Auch als meine Tochter alt genug und motorisch weit genug entwickelt war, um selbst das Fläschchen zu halten, habe ich nie alleine das Babyfläschchen überlassen. Denn dieser Moment sollte nicht nur dazu dienen, dass das Baby seinen Hunger stillt, sondern auch Nähe und Geborgenheit vermitteln.
Ich habe meiner Tochter beim Babyflasche geben immer in die Augen geschaut, ihr etwas erzählt, ihr vorgesungen (ich kann überhaupt nicht gut singen und musste dafür erst über meinen Schatten springen!) und mich nicht ablenken lassen. Oft ist sie dabei in meinen Armen eingeschlafen. Babys vorzusingen oder ihnen etwas zu erzählen fördert zudem die sprachliche Entwicklung. Dadurch lernt das Kind viele unterschiedliche Wörter und die Sprachmelodie seiner Muttersprache kennen.
Stillen ist Liebe. Fläschchen geben auch.
Natürlich gibt es auch Momente, in denen man nicht so achtsam beim Fläschchen geben sein kann, wie man es gerne möchte. Weil man zum Beispiel gerade im Café mit Freundinnen sitzt und sich nebenbei unterhält oder weil man von der letzten schlaflosen Nacht völlig übermüdet ist und einfach ein bisschen die Augen schließen und zur Ruhe kommen möchte. Es gibt immer mal wieder einen guten Grund, warum man in dieser Zeit den Fokus nicht zu 100 Prozent auf das Kind legen kann. Doch ich habe mich immer bemüht, dass dies Ausnahmesituationen waren.
Mutter-Kind-Bindung stärken
Ich bin davon überzeugt, dass es auch ohne stillen möglich ist, dass Kinder zu ihrer Mutter eine enge Bindung aufbauen. Ich habe meiner Tochter immer so viel Geborgenheit wie möglich gegeben, trotz Fläschchen. Ihre Bedürfnisse habe ich immer versucht sofort zu stillen und heute weiß sie, dass sie sich auf mich verlassen kann. Dass ich sie bedingunglos liebe und ich ihr sicherer Hafen bin.
Beim Fläschchen füttern ist wie beim Stillen der Körperkontakt zwischen Baby und Mutter wichtig, deshalb sollte man das Kind nicht alleine mit der Flasche lassen, auch wenn es diese schon selbst halten kann. Die Körperwärme und Mamas Geruch geben dem Baby Geborgenheit und stärken die Bindung zwischen Mutter und Kind.
Das Baby sollte den Sauger selbst suchen und in den Mund nehmen, man kann ihm unterstüztend sanft über den Mund damit streichen. Während des Trinkens sollte man sich dem Baby widmen und nicht nebenbei Fernsehen oder mit dem Handy surfen (und wenn doch, sollten das Ausnahmen sein), sondern dem Baby etwas erzählen oder vorsingen, um ihm ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.
Zusammenfassung: So gelingt achtsames Fläschchen geben
- Die Menge und Häufigkeit der Pre-Milch bestimmt das Baby
- Dem Kind das Fläschchen geben, auch wenn es die Flasche schon selbst halten kann, denn so kann es deine Körperwärme spüren und fühlt sich geborgen
- Dem Kind beim Fläschchen geben in die Augen schauen und Blickkontakt halten
- Dem Baby dabei etwas erzählen oder vorsingen
- Direkten Hautkontakt beim Fläschchen geben ermöglichen
Fazit: Warum du keine schlechte Mutter bist, nur weil du nicht stillst
Wir Mütter wollen alle nur das Beste für unser Kind. Und das ist es, was uns zu guten Müttern macht. Wir wollen unsere Kinder glücklich aufwachsen sehen. Solange wir dieses Ziel verfolgen, ist es letztlich egal, ob wir unser Baby nun Stillen oder ihm das Fläschchen geben. Auch Fläschchen geben kann liebevoll und achtsam erfolgen, dem Baby Geborgenheit vermitteln und die Bindung zwischen Mutter und Kind stärken.
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Habt ihr euer Baby gestillt oder ihm das Fläschchen gegeben? Gab es schon einmal Situationen, in denen ihr euch rechtfertigen musstet? Habt ihr negative Erfahrungen beim Stillen oder Fläschchen geben gemacht?
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Bilder wurden gemacht von Lizzily.de
4 comments
Liebe Diana! Ich selbst habe beim Töchterchen sehr lange gestillt, nur die ersten Wochen, als die Milch nicht fließen wollte, habe ich mit Pulvermilch zugefüttert. Fand es nicht schlimm, es war für den Papa sogar ganz schön 🙂 Aber mein Töchterchen schien die Pulvermilch nicht so gut zu vertragen und übergab sich immer danach. Irgendwann hatte ich genug Milch und gab ihr dann nur noch meine. Diesmal beim Sohnemann ging der Milcheinschuss viel schneller und ich hatte bereits im Krankenhaus genug eigene Milch. Dabei hatte ich noch vor der Geburt eine Packung Pulvermilch für zu Hause gekauft – für den Notfall 😉 Wer weiß, vielleicht kommt sie ja irgendwann noch zum Einsatz.
Ich hatte Glück, dass es mit dem Stillen bei mir so gut klappte. Jede Mama soll es so machen, wie es für sie und ihr Kind am besten ist. Das ist das Wichtigste. Beides hat Vor- und Nachteile! Und kuscheln kann man so oder so, wie du schon schriebst!
Danke liebe Eva für deinen ausführlichen Kommentar und deine Erfahrungen mit dem Stillen 🙂 Und wie schön, dass es bei dir so gut geklappt hat. Finde ich spannend, dass du nach dem Fläschen geben mit Pulvermilch wieder zurückkehren konntest zum vollen Stillen. Man hört ja irgendwie oft, dass das dann nicht mehr klappt? Wie schön, dass es bei deiner Tochter doch geklappt hat und bei deinem Sohn von Anfang an 🙂
Naja, es war anstrengend: anlegen, anlegen, anlegen heißt die Devise. Und das teilweile im 30-Minuten-Takt… Irgendwann hat es funktioniert…!
Ja das glaube ich sofort, dass es sehr anstrengend war. Aber wie schön, dass sich die Mühe dann gelohnt hat und es dann irgendwann funktioniert hat 🙂